Redakteur im Feuilleton. • „Männertreu“, eine Produktion des, ist das Drama, genauer: das Melodram einer Kandidatur für das höchste Amt in diesem Land, jenes des Bundespräsidenten. „Männertreu“ (Drehbuch: Thea Dorn, Regie: Hermine Huntgeburth) versucht sich zudem an einer mal elegischen und mal satirischen Parabel über die Macht der Medien, dargestellt an einer einflussreichen privaten Qualitätszeitung, am System des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, im Speziellen der Talkshows im Fernsehen, und an der Journalisten- wie Fotografenmeute, die sich bei spektakulären Pressekonferenzen oder vergleichbar skandalträchtigen Szenarien zuverlässig einstellt. Der Herausgeber einer Frankfurter Zeitung soll Bundespräsident werden. Ob das eine gute Idee ist? Matthias Brandt und Suzanne von Borsody. Männertreu wird die einjährige Lobelia erinus im Volksmund genannt, mit ihren zierlichen Blüten webt sie von Mai bis Oktober farbenfrohe Blütenpolster. „Männertreu“ spielt in Frankfurt am Main, Hamburg und Berlin. In Frankfurt sind die wichtigsten Handlungsorte der Kaisersaal im Römer, das Büro der Oberbürgermeisterin, die Redaktion der „Frankfurter Nachrichten“, einer Tageszeitung mit Frakturschrift im Titel, ein Nobelrestaurant, das Apartment einer Volontärin und die weitläufige Villa im Retrostil der frühen siebziger Jahre, die dem Herausgeber der Zeitung und seiner Frau, einer bekannten Scheidungsanwältin, gehört. Im Hamburg spitzt sich das Geschehen in einem Luxushotel und diversen Fernsehstudios zu. Innenräume gibt es in Berlin nicht, dafür eine Fahrt im Dienstwagen entlang der Hauptstadt-Insignien demokratischer Herrschaft - Schloss Bellevue, Reichstag, Kanzleramt. Das Telefonat ist so eminent wie kurz Der Kanzlerin übrigens verdankt der Film die mit Abstand beste Szene - gerade weil sie unsichtbar bleibt und auch nicht zu hören ist. Desto unausweichlicher ist ihre Präsenz. Sie spiegelt sich wider in Mimik und Gestik des Herausgebers Georg Sahl, der zu später Stunde ihren Anruf erhält. Gerade will er vom Beckenrand aus seiner Frau Franziska, die im hauseigenen Hallenbad ihre Bahnen zieht, die jüngste seiner vielen Affären beschwichtigend erklären und drückt deshalb das erste Klingeln des Handys noch unwirsch weg. Dann nimmt er das Gespräch doch entgegen und strebt, der hohen Anruferin zugewandt und bisweilen ein paar Worte replizierend, ins Wohnzimmer - Franziska, den Bademantel überwerfend, folgt auf dem Fuß. Das Telefonat ist so eminent wie kurz. „Ja, ich danke Ihnen. Auf Wiedersehen, Frau Bundeskanzlerin, ja, bis morgen“, sagt Georg Sahl zum Schluss. Morgen also Berlin. Die Szene ist absolut brillant gespielt., dem die Maskenbildnerin das Haar ein wenig ins Graue meliert und überdies eine Brille mit Goldrand verpasst hat, wirkt bei aller vordergründigen Souveränität wie ein schüchterner Musterschüler mit Prüfungsangst, wenn er der Kanzlerin lauscht. Suzanne von Borsody verwandelt sich binnen Sekunden von der mal wieder vergrätzten Gattin in die strahlend lächelnde Gefährtin, wortlos bereit, ihrem Mann wenn nötig nicht nur nach Berlin, sondern bis ans Ende der Welt zu folgen. „Ich liebe dich“, sagt Sahl zu Franziska. Es ist vollkommen wahr „Wir schaffen das. Zusammen, immer zusammen“, sagt Sahl. Dem Auftritt der unsichtbaren, unhörbaren Machthaberin folgt die Apotheose eines Paars, das sich auf der Siegerstraße wähnt. „Ich liebe dich“, sagt Sahl zu Franziska. Es ist vollkommen wahr. Er meint, er spürt, er empfindet in diesem triumphalen Moment genau dies: Liebe - und er hat Grund dazu. Was soll ihn jetzt noch daran hindern, der nächste Bundespräsident zu werden? Männertreu (Filmtipp) Hermine Huntgeburth: Männertreu mit Matthias Brandt, Suzanne von Borsody u. Kritik: Die Handlung des von Thea Dorn geschriebenen und von Hermine Huntgeburth inszenierten, mit Suzanne von Borsody und Matthias Brandt hochkarätig besetzten Fernsehfilms 'Männertreu' bewegt sich zwischen Privatleben und Öffentlichkeit, Familien- und Politdrama. Männertreu Inhalt: Bei Georg Sahl handelt es sich um den Herausgeber der Frankfurter Nachrichten, einer der führenden Zeitungen in Deutschland. Ihm missfällt, dass der Chefredakteur mehr auf Skandale im Privatleben von Politikern achtet als auf politische Fragen. Die mit ihm befreundete Frankfurter Oberbürgermeisterin lässt ihn wissen, dass ihn die Bundeskanzlerin gern zum nächsten Bundespräsidenten machen würde. Georgs Ehefrau Franziska weiß, dass sie ihn von der Kandidatur ebenso wenig zurückhalten kann wie vor seinen zahlreichen Liebesaffären. Originaltitel: Männertreu – Regie: Hermine Huntgeburth – Drehbuch: Thea Dorn – Kamera: Sebastian Edschmid – Schnitt: Silke Franken – Musik: Biber Gullatz, Andreas Schäfer – Darsteller: Matthias Brandt, Suzanne von Borsody, Maxim Mehmet, Lisa Hagmeister, Margarita Broich, Claudia Michelsen, Peri Baumeister, Philipp Hochmair, Ronald Kukulies u.a.
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March 2019
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